Wolfgang Stricker

Seit über zehn Jahren glühen nun schon die Tastaturen bei officeworx.at. In dieser Zeit sind im Unternehmen Unmengen an Audiominuten transkribiert und viele, viele Texte zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben worden. Wie alles begonnen hat, was an der Arbeit in einem Text- und Transkriptionsbüro so toll ist und was die Zukunft bringt erzählt der Firmengründer und Inhaber Wolfgang Stricker.
Ein Blick hinter die Kulissen.

Warum hast du dich selbstständig gemacht?

officeworx war eigentlich bereits meine dritte Selbstständigkeit. Mein dritter Anlauf sozusagen. Einige Jahre davor war ich schon mit einer Eventagentur selbstständig und direkt vor officeworx hätte ich einen Beinahe-Konkurs mit einem Gastronomielokal gebaut. Als die Idee zu officeworx kam, war ich also genau genommen noch selbstständig und wollte das auch bleiben, obwohl ich gerade erst ein Lokal schließen musste und nicht wusste, wie ich meine Schulden daraus begleichen sollte. Dieser Druck war vielleicht gleichzeitig auch ein Antrieb.

Warum ein Unternehmen wie officeworx.at?

Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und da war es für mich schon früh klar, dass ich irgendwann mein eigenes Unternehmen gründen wollte. Schon alleine deshalb, weil ich dieses Familiy Business bei meinem Vater und die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie so gut kennengelernt hatte. Diese vor allem freie Zeiteinteilung wollte ich mir erhalten. Als ich mein Deli in Wiener Neustadt geschlossen hatte und nicht wirklich wusste, wie es weitergehen sollte, spürte ich nur, dass ich nicht mehr zurück in einen klassischen Job wollte. Gleichzeitig hatte ich durch die Situation die Gelegenheit, mich zu fragen, was ich denn eigentlich machen wollte und was ich konnte. Jeden Tag suchte ich Anzeigen im Internet nach möglichst freiberuflichen Jobs ab, machte davon auch einige, um rasch festzustellen, dass ich dabei wieder Geld verloren hatte oder es mir einfach nicht lag. Die negativen Erfahrungen ohne viel finanzielle Mittel und dem Druck der Mahnungen im Briefkasten nagten an mir und so fing ich an, mir das alles von der Seele zu schreiben. So entdeckte ich wieder, dass ich eigentlich schon als Kind immer total gern geschrieben habe. Als ich 18 war, war es mein Traum, Werbetexter in einer großen Werbeagentur zu werden, aber damals hat es nicht geklappt.

Irgendwann tauchte in den Anzeigen dann ein Inserat auf, in der ein Werbetexter für Onlinetexte gesucht wurde. Ich bewarb mich, bekam den Auftrag und die Auftraggeberin war zufrieden und buchte wieder. Da wusste ich, wow, das will ich machen!

"Da wusste ich, wow, das will ich machen!"

Wie hat dein Alltag in der Anfangszeit so ausgesehen? Kannst du davon erzählen?

In den ersten Jahren reichte das Geld noch lange nicht aus, um meine monatlichen Lebenskosten zu decken und gleichzeitig die hohen Rückzahlungen aus der Gastronomiezeit abzudecken. Mein Leben war sehr bestimmt davon, Umschuldungen zu suchen, mir immer wieder irgendwo Geld auszuborgen und auf vieles zu verzichten, damit es weiter funktionierte. Nach und nach fand ich auch heraus,, wozu die Texte, die ich schrieb, bei meinen Kunden verwendet wurden und lernte die Welt der Suchmaschinenoptimierung kennen bzw. des Content Marketings. So gelang es mir auch besser, gezielt neue Kunden anzusprechen und zu gewinnen.

Anfangs war officeworx bzw. officework, wie es damals noch hieß, auch keine reine Textagentur. Inspiriert von Tim Ferriss Buch „Die 4-Stunden-Woche“ träumte ich davon, einen deutschsprachigen virtuellen Assistenzdienst aufzubauen. Dabei verzettelte ich mich allerdings. Bald erkannte ich, dass das Angebot so viel zu breit war, um überall gut zu sein und alles zu bewerben. Die Textschiene blieb der Umsatzträger und diesen konnte ich dank Interesse, viel Nachfragen bei Kunden und Kollegen und schließlich meiner eigenen Webseite auch langsam steigern. Dank einer Texterkollegin aus Deutschland durfte ich auch noch lernen, was Transkriptionen sind – zuvor hatte ich davon noch nie gehört. Diesen Bereich entwickelte ich nach und nach zu einem ebenso wichtigen Standbein wie die SEO-Texterstellung.

Die ersten drei Jahre habe ich ausschließlich im Home Office gearbeitet. Doch ich wusste immer, dass es für mein Wohlbefinden und auch meine Arbeit förderlicher war, in einer richtigen Büroumgebung zu arbeiten und auch ab und zu anderen Menschen über den Weg zu laufen. Dann ergab sich die Möglichkeit für ein Büro in Siegendorf, das ich zuerst mit einem befreundeten Webdesigner teilte. In dieser Phase fand ich vor allem den Austausch zwischen Unternehmern interessant, da er viele ähnliche Herausforderungen hatte wie ich.

Wie war es für dich, dann deine erste Mitarbeiterin einzustellen?

Schon kurz nach der Gründung von officeworx 2008 war der Gedanke da, dass ich irgendwann nicht mehr der einzige im Team wäre. Richtig realisieren konnte ich das aber lange nicht. Für mich gab es dann zwei wesentliche Beweggründe, nach Unterstützung zu suchen. Einerseits stieg das Auftragsvolumen in dieser Zeit stark an und andererseits hatte ich damals bereits einen Sohn, für den ich mich mehr freispielen wollte und mehr da sein wollte. Ich hatte bereits in der Gastronomiezeit eine Angestellte, also war es nicht komplett neu für mich, aber diesmal war es doch irgendwie etwas anderes. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich im Bewerbungsgespräch erfahren hatte, dass die Bewerberin bereits einige Herausforderungen in ihrem Leben durchgestanden hatte, was neben der Qualifikation dann auch den entscheidenden Ausschlag für mich gab, mich für sie zu entscheiden. Und das schien richtig gewesen zu sein, denn sie ist noch immer bei uns. Mit einem Team gibt es auch unterschiedliche Vor- und Nachteile, aber es ist auf jeden Fall anders. Mir macht es auf jeden Fall mehr Spaß, gemeinsam mit anderen dieses Unternehmen voranzutreiben. Das merke ich besonders, wenn ich für Entscheidungen stehe und diese dann gemeinsam mit dem Team besprechen kann, anstatt auf mich allein gestellt zu sein.

Wie sieht dein Alltag jetzt aus?

Meine Aufgaben sind zwar oft sehr ähnlich, aber mein Tag sieht nicht immer sehr gleich aus. An mehreren Tagen in der Woche arbeite ich vom Home Office aus, weil ich da auch für meinen Sohn da bin. Ich bringe ihn in den Kindergarten, dann arbeite ich zu Hause bis etwa 14 Uhr und hole ihn dann wieder ab. Später, wenn er abends schläft, lege ich dann meist noch eine Nachtschicht ein, die schon mal bis Mitternacht dauern kann, wenn viel zu tun ist. Tage, an denen ich im Büro bin, dauern oft auch nicht weniger kurz. Auch da bringe ich meinen Sohn in der Früh in den Kindergarten. Wenn ich ins Büro  komme, sind die anderen in der Regel schon da und arbeiten. Jeder weiß, was er zu tun hat und auch ich arbeite meine Aufgaben ab. An diesen Tagen schätze ich sehr, wenn wir zwischendurch miteinander auch über witzige aktuelle Situationen oder Privates sprechen, aber auch über die Zukunft von officeworx oder damit zusammenhängende Themen, die uns gerade beschäftigen.

Auftragsglocke, Motivation

Gehört zum Firmeninventar: Wenn es einen neuen Auftrag gibt, darf jemand die Glocke läuten.

Was gefällt dir daran? Was gefällt dir allgemein an deinem Beruf?

An meinem Beruf gefällt mir allgemein die freie Zeiteinteilung, die meinen Lebensumständen sehr entgegenkommt. Was ich mittlerweile auch gelernt habe, ist, nicht zu arbeiten, wenn keine Arbeit da ist, sondern mich zu erholen. Diese Erkenntnis hat aber sehr lange gedauert. Außerdem erhalten wir durch unsere Arbeit sowohl in der Textagentur als auch im Transkriptionsservice zahlreiche Einblicke in Bereiche, zu denen man ansonsten kaum Zugang hätte bzw. mit denen ich mich ansonsten kaum beschäftigen würde. Dadurch lässt sich ein sehr breites Allgemeinwissen gewinnen.

Besonders viel Spaß macht es natürlich auch, wenn wir schöne Textaufträge bekommen, bei denen wir den Kunden auch einige Tipps zur SEO mitgeben können und ausreichend Raum bekommen, um gute Texte zu schreiben. Spaß machen mir z.B. auch sehr Reisetexte, wenn es darum geht, über bestimmte Destinationen zu schreiben, die ich vielleicht sogar schon kenne oder eben noch nicht kenne.

Weil das Thema in der Arbeitswelt zum Glück an Wichtigkeit gewinnt– wie sieht es mit deiner Work-Life-Balance aus?

Zunehmend besser. Es hing aber schon immer stark von der Auftragslage ab. Ist die Auftragslage gut, gelingt es mir auch, eine gute Work Life Balance zu schaffen. Haben wir gerade Flaute, bin ich meist damit beschäftigt, diese Phase zu stabilisieren und möglichst bald wieder in eine bessere Phase zu kommen. Ich habe vielleicht nicht wie viele andere Menschen mehrere Wochen Urlaub im Jahr, genieße es aber dafür umso mehr, mir spontan Auszeiten für wenige Tage nehmen zu können genau dann, wenn ich sie brauche oder spüre, dass es wieder Zeit dafür ist.

Urlaub

Was glaubst du, wo es mit officeworx hingehen wird? Hast du Pläne/Vorstellungen?

Der Markt wird sich unter anderem aufgrund von künstlicher Intelligenz weiter verändern und damit wird sich auch unser Geschäftsmodell weiter verändern. Wir haben einige Ideen, wie wir unsere Kunden speziell im Textbereich als Dienstleister noch besser und proaktiv unterstützen können, bessere Ergebnisse mit ihrem Content zu erzielen.

Darüber hinaus zeichnet sich schon jetzt ab, dass wir stärker in den journalistischen und Blogger-Sektor gehen werden und officeworx dabei verstärkt als OneStopShop angesehen wird. Immer öfter erhalten wir z.B. Anfragen, nicht nur separat für Transkriptionen oder Texterstellung, sondern für die Transkription von Interviews mit der anschließenden Adaptierung des Textes zu einem druckfähigen bzw. veröffentlichungsreifen Magazin- oder Blogtext.

Und eine letzte Frage, die du bestimmt schon in zig Interviews gehört und transkribiert hast: Gibt es noch etwas, das du loswerden möchtest? Wurde etwas noch nicht gefragt, das dir persönlich noch wichtig ist?

Auf dem Weg bisher haben einige Dinge, die geplant waren, nicht funktioniert und viele Dinge, die ungeplant waren, haben sehr gut funktioniert. Ich glaube, dass eine wichtige unternehmerische Eigenschaft darin besteht, genau darauf vorbereitet zu sehen und somit mögliche Chancen, die sich plötzlich bieten, zu erkennen und nicht zu verzagen, wenn der Markt eine lange ausgearbeitete Idee doch nicht annimmt.

Es wird wieder eine neue Idee kommen oder wie Richard Branson sagt:

„Der nächste Bus kommt immer.“

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